Ostsee Tour mit der Vespa Primavera 50 Touring

Im Mai 2024 hatte ich meine erste Mehrtages Tour mit der Vespa gemacht. Was für ein Spass, Freiheitsgefühl und kleines Abenteuer. Ich wollte unbedingt bald eine weitere Tour machen und hatte mir als Ziel die Ostee und Umgebung ausgesucht: Eine 5 Tage Ostsee Tour mit der Vespa. Anfang Juni hatte mein Roller den 1000km Service. Zudem hatten wir in den Tagen einigen Besuch bei uns, wo ich mir Zeit nehmen wollte, somit hatte ich den Start der Ostsee Tour auf Mitte Juni geplant und konnte es kaum erwarten. Würde auch alles klappen? Die Wettervorhersage war gar nicht begeisternd… aber die Ostsee Tour mit der Vespa war geplant und ich wollte los.

Ostsee Tour – Planung

Diesmal hatte ich die Planung und Navigation mit “My Route App” gemacht, da ich dort bei der Planung am PC die Strecken elegant mit Google Street View (sofern Daten vorhanden) checken konnte. Die Navigation selbst hat nach ein wenig Eingewöhnung mit der umfangreichen Navigations App dann auch gut geklappt 🙂 Ich hatte die Ostsee Tour mit 804 km geplant. Insgesamt bin ich letztendlich mit ein paar Umwegen wegen Strassensperrungen und spontanen Sightseeing Schlenkern dann doch 865 km in 5 Tagen gefahren. Auf meist wunderschönen kleinen Strassen und kurzen Bundesstrassen Abschnitten. Auf so mancher holpriger Kopfsteinpflaster Strasse was alles durchüttelte und auf einem verhängnisvollen Matschweg, aber dazu später mehr …

Tag 1:  Berlin – Fürstenwerder (166 km)

Ich bin auch dieses Mal wieder Sonntags in der Früh los um die Ostsee Tour schön entspannt ohne Berufsverkehr zu beginnen. Das Wetter war klasse – strahlender Sonnenschein und ziemlich warm, sodass ich nur mit meinem “Motorrad-Hoodie” fahren konnte. Erstaunlich wie schnell man doch eigentlich raus ist aus Berlin und auch wie schnell es sehr ländlich wird.

Das hier war mein erster Stop bei Annenhof nach ca 30km Fahrt um mal kurz inne zu halten und die Ruhe und die Natur zu geniessen. Hätte das früher nie gedacht aber solche makellosen geteerten kleine Strassen durch mega Natur lösen mittlerweile echt ein Glücksgefühl bei mir aus…

Noch war die Landschaft topfeben mit diesen riesigen weiten Kornfeldern.

Viele Wälder mit überwiegend Kiefern, der ein oder anderen Eiche am Wegrand und lange gerade Strassen – zum Fahren nicht sehr aufregend dafür war das Wetter und Luft wunderbar um da durch zu gondeln.


Werbellinsee

Das war ein spontaner Abstecher da ich rechts abbiegend einen Wegweiser gesehen hatte. Also ab, ein kleiner Schlenker runter ans Wasser. Vespa abgestellt, würde auch hoffentlich niemand an meiner Tasche hinten rumfummeln und bin ein paar Meter am Ufer zu einer schönen Holzbrücke über den Kanal gegangen. Schön sich ab und an die Beine zu vertreten.

Ein paar hundert Meter weiter gefahren war dann das Ende von dem Kanal, der dann in den Werbellinsee in ein Hafenidyll mündete.

So langsam war Mittagszeit und ich hatte ausser einem Kaffee morgens noch nichts im Magen. Also den Waldweg rein und Pause gemacht. Zum auf den Boden sitzen gab es deutlich zu viele Waldameisen, aber ich bin ja eh nur gesessen. Essen im stehen geht auch 🙂

Weiter ging es durch tolle Landschaften mit viel Feldern und Wäldern.

Stimmung gut, ich sehe aus wie Calimero, Sonne scheint und alles läuft wie am Schnürchen… 🙂

Und dann kam doch wieder so eine lange Kopfsteinpflaster Strasse. Die sind ja echt nett zum Anschauen, aber alle Ostdeutschland Romantik in Ehren, so langsam könnte ich auch ohne. Ist schwierig bei der Planung. Diese Kreisstrassen sind meist nicht von Google Streetview erfasst, oft sind das herrliche kleine Teerstrassen…aber manchmal endet es eben auch in einer langen Rüttelpartie 🙂

Aber auch der Weg hatte irgendwann ein Ende und ich konnte wieder meine 45km/h voll ausfahren. Die Landschaft war noch immer….schön mit riesigen weiten Feldern. Früher hätte ich da vielleicht nicht so reagiert aber nun, dass wir in Berlin wohnen bin ich mehr sensibel für die Schönheiten der Natur und Landschaft.


Seenlandschaft unter einer Wolkendecke

So ca. 20km vor meinen Ziel in Fürstenwerder gab es noch ein paar Seeen (Lütter See, Breiter Luzin und Haussee) die ich mir anschauen wollte. Die Tagesetappe mit 166km war großzügig kalkuliert, dass ich dort die verschiedenen Wege ganz ohne Hektik abfahren konnte. Leider, leider hat das Wetter nicht mitgespielt und der Himmel war nun mittlerweile komplett bedeckt. Allgm. einfach sehr “flaches” Licht. Fotografisch war da nicht viel mehr drin ausser die Dorfkirche von Feldberg mit See im Vordergrund abzuknipsen.

Eine andere Stelle am See gegenüber von ein paar kleinen Ferienhäusern, wo mich ein Bewohner etwas argwöhnisch beobachtet hatte. War wohl mein großer weisser Helm 🙂 Hab seinen Pier jedoch nicht betreten, bin mir also keiner Schuld bewusst.

Und nochmal eine andere Stelle. Der hinterste Zipfel was fahrbar zu erreichen war, eine schöne Stelle wo wohl Boote ins Wasser gebracht werden. Eine schöne Stelle für ein Photo. War noch nicht ganz die Ostsee aber zumindest Wasser 🙂


Fürstenwerder

Was in dieser chronologischen Bilderfolge fehlt ist dass ich mittlerweile in meine kleine Pension in Fürstenwerder eingecheckt hatte und es dann heftig regnete. Nach der Fahrt wollte ich jedoch noch eine kleine Wanderung machen. Als es aufgehört hatte zu regnen habe ich die Chance genutzt und bin zu Fuss los. Nach 50m war ich in der freien Natur – toll!! 🙂

Die Pension “Zur alten Molkerei” von aussen… mit einem typischen Kopfsteinpflaster, diesmal zu Fuss nicht ganz so holprig 🙂

Diesmal hatte ich in mein Reisegepäck mein Laptop mit reingepackt und das Stativ dafür daheim gelassen. Bei 5 Tagen wollte ich doch die Abende nutzen um die Bilder schonmal durchzugehen, dass ich später zurück in Berlin nicht vor einem Berg von Bildern sitze. Ich hatte mit der Wirtin abgesprochen, dass sie ein Bier für mich hinstellt. Der Rest war komplett Eigenverpflegung. Somit war das alles etwas spartanisch. Aber mal ehrlich, Bier, Bilder, Vespa und  Fussball EM… könnte schlimmer sein 🙂

Tag 2:  Fürstenwerder – Stralsund/ Devin (178km)

Nach einem Frühstück was aus meinem mitgebrachten löslichen Kaffee bestand ging es los –  Wetter war wieder schön, Sonnenschein mit ein paar Wolken am Himmel. Heute ging es an die Ostsee mit einer machbaren Strecke von ca 175km – Yeah!

Die Landschaft hatte sich nicht großartig geändert, Felder und Alleen

Das Tempolimit konnte ich gerade noch so einhalten…

Die Landschaft wurde leicht hügelig, naja sagen wie wellig. Lang waren die Anstiege nie aber dafür häufiger – mit den 50ccm spürt man jedes Prozent Steigung 🙂 Das steilste waren mal 11%

Die Route hatte mich durch die Stadt Neubrandenburg gebracht. Ohne jemanden zu Nahe zu treten… schön ist die Stadt nicht von dem was ich gesehen hatte. Wohnblocks und triste Strassen. Nun denn, ich musste ja nur durch und wollte auf der anderen Seite an das Ufer vom Tollensee. So richtig toll war das leider nicht. Mittlerweile hatte ich wieder eine dicke Wolkendecke über mir…

Egal, Wetter kann man sich nicht aussuchen…weiter ging es. Hier ein kurzer Stopp an einem idyllischen Wanderparkplatz an der Zirzower Mühle. Den Wanderweg bin ich ein paar Meter reingegangen, wäre sicher ein schöner Spaziergang gewesen aber ich wollte mein Gepäck nicht unbeaufsichtigt lassen.

Klatschmohn und wilde Blumen in Hülle und Fülle.

Am Ortsrand von einem kleinen Dörfchen namens Broock musste ich kurz freestylen und bin auf den Gehweg auf der Brücke gefahren um das in Ruhe anzuschauen.

Der Himmel wurde bedenklich dunkel. Aber ich hatte mir ja extra Motorrad Regenklamotten gekauft. Konnte also nichts schiefgehen. Was ich nicht bedacht hatte war die Klamotten anzuziehen bevor es regnet 🙂 Nachdem ich ein paar km gefahren bin, hat es plötzlich angefangen stark zu regnen. Bis ich es jedoch geschafft hatte anzuhalten, Sitzbank auf, Regenklamotten raus, Jacke anzuziehen…hatte es schon wieder aufgehört. Was für ein verrücktes Aprilwetter! Aber gut, ich bin ja ein totaler Vespa Newbie, somit war das mal ein Probefall von “was mache ich bei Regen”. Also, alles wieder ins Sitzfach rein und weiter.


Der Sturm

Dann kam wieder der blaue Himmel und auch die Sonne raus. Aber irgendwas war im Busch… das waren schon dramatische Wolkenformationen am Himmel.

Und nach ein paar Minuten sah der Himmel plötzlich so aus… und mein Navi hat mir gezeigt ich muss Richtung schwarze Wand fahren. Klasse! Diesmal habe ich mir rechtzeitig die Regenklamotten angezogen. Den Rest der Fahrt habe ich nicht weiter fotografisch festgehalten, da es doch ziemlich nass wurde. Aber erst kam der Sturm mit kleinen Tornados was alles aufwirbelte. Ich war sehr darauf bedacht weit weg von Bäumen zu sein. Ich musste zum Glück nicht in einen Wald fahren. Da hätte ich davor angehalten! So musste ich “nur” so im Sturm und Regen fahren. Mit den ca 120kg Vespa Eigengewicht incl. Gepäck liegt man aber ziemlich fest auf der Strasse. Somit hatte ich den starken Böen etwas zum entgegen setzen.

Meine erste Erfahrung mit Motorrad Regenklamotten – mega! Nicht so wie beim Mountainbiken wo man von innen nass wird und doch irgendwie immer alles durch kommt. Die Regenkleidung ist absolut wasserdicht, man schwitzt nicht, am Jethelm Visier runter und gut ist. Klar bei Sonne zu fahren ist schöner aber ging echt überraschend gut!


Der Sturm und Regen ging so eine halbe Stunde, den Rest der Fahrt über wurden meine Regenklamotten wieder trocken. Somit kam ich ziemlich ordentlich an meiner kleinen Pension an, wo ich von einer ganz herzlichen Gastgeberin mit frisch gepflückten Erdbeeren empfangen wurde.

Die Pension lag nur ein paar hundert Meter vom Strand weg, endlich Ostsee! Nachdem ich auch hier Eigenverpfleger war, habe ich beschlossen die knapp 3km ins Dorf zu Fuss zu gehen um beim Griechen zu einem frühen Abendessen zünftig einzukehren und Fussball anzuschauen. Der Weg dorthin ging weitestgehend am Strand entlang. Sehr schön!

Das war dann schon wieder auf dem Rückweg nach 20 Uhr bei schönsten Abendlicht

Das war eine herrliche Stimmung an dem Abend. Ich hatte mich auf einen Stein gesetzt und ewig da gesessen. Hat schon was so aufs Meer rauszuschauen… 🙂

Tag 3:  Stralsund/ Devin – Rügen – Greifswald/ Wiek (153 km)

Nach meinem löslichen Kaffee Frühstück ging es los nach Rügen. Ich hatte während der Planung der Ostsee Tour gemerkt, dass ich da oben mit der kleinen Vespa nicht sehr glücklich werde wenn ich alles abfahren möchte. Dafür gibt es da oben zuviele Nadelöhr Stellen wo nur die große Bundes bzw Landstrassen durchführen, wo dann wirklich alles fährt (incl. Riesen LKWs). Das wollte ich mir nicht antun. Daher war mein Ziel “Ralswiek” was ich einer netten Rundtour auf meist kleinen Strassen meistern konnte.

Erst musste ich über die Brücke fahren wo die L296 parallel unterhalb zur großen Bundestrasse verläuft welche wiederum auf einer coolen Brücke liegt. Ein bisschen wie die Öresundbrücke nach Schweden rüber. Leider konnte ich auf dem Hinweg nicht anhalten um ein Foto von der Brücke zu machen.

Mein erster Stop auf Rügen wo die Strassensituation dann endlich etwas ruhiger wurde – am Ortsende von Rambin. Dort hatte ich Blick aufs Meer und davor grasste ein Reh ganz relaxed am Rand von dem Feld. Doch ziemlich entspannt hier auf Rügen 🙂

Nun ging es weiter auf schönen kleinen Strassen durch wunderschöne ländliche Gegend.

Ostsee Tour mit der Vespa

Viehweiden direkt am Wasser

Schier endlose Felder.

Und meist irgendwo mit Wasser im Blickfeld. Das Wetter wurde mit der Zeit immer besser und irgendwann war der Himmel wolkenlos.

Kleine Ortschaft Gnies, nichts mega aufregendes hier dabei, aber beispielhaft für die verstreuten kleinen Dörfer auf Rügen.

Und dann war ich auch schon an meinem eigentlichen Ziel und Scheitelpunkt der Ostsee Tour angekommen: Ralswiek. War ein nettes kleines Städtchen mit einem schönen Hafen.

Ein paar Sachen angeschaut, ein paar Photos gemacht und es ging weiter…

Ich hatte heute ja noch ein highlight vor mir. Meine Frau kam mit dem Zug nach Greifswald hochgefahren, mit Helm im Gepäck, sodass wir dann zusammen auf der Vespa zu einem kleinen schicken Hotel an der Küste fahren konnten 🙂

Auf der Überfahrt nach Rügen kurz nach der Brücke hatte ich jedoch gemerkt, dass auf der Landstrasse plötzlich alle LKWs fahren. Die B96 war wohl wegen Bauarbeiten gesperrt. Daher wollte ich den Rückweg ändern um den Verkehr zu meiden. War ein Umweg von ca 20km aber ich hatte den Tag großzügig geplant.

Hier eine kurze Rast, wenn da schon so ein nette Sitzgelegenheit steht.

Und dann habe ich auf der Rückfahrt doch noch eine Gelegenheit gesehen ein cooles Photo von der Brücke unten zu schiessen. Zack, raus an die rechte Seite auf einen Schotterstreifen. Schon beeindruckend wenn man da so darunter steht.

In Greifswald angekommen hatte ich am Bahnhof etwas Zeit zu warten. Hatte dann schonmal den vorderen Gepäckträger runter fixiert um später den Rucksack von meiner Frau aufzunehmen.

Nach ca 10km Fahrt mit voll beladener Vespa kamen wir dann in Wiek bei unserem Hotel Utkiek an. Da war ich echt baff. Ich war job-bedingt in vielen Hotels über die Jahre… so einen coolen Blick hatte ich aber wirklich noch nie. Hotelzimmer direkt über dem Wasser. Wow!

Wiek hat mich dann schwer an Warnemünde erinnert. Gleiches Layout mit Küste und Hafen, nur etwas kleiner.

Selfie von uns beiden “Abenteurern” 🙂

Nach dem Abendessen – mittlerweile hatte es angefangen stark zu regnen. Wir sassen gut angezogen draussen unter einem Vordach und haben die Atmosphäre genossen.

Tag 4: Greifswald/ Wiek – Rothenklempenow (174 km)

Nach einem relaxten Frühstück im Hotel hatte es sogar aufgehört zu regnen und wir konnten zusammen im Trockenen zum Bahnhof fahren wo meine Frau wieder einen Zug nach Berlin zurücknehmen konnte. Ich hatte ja noch 2 Tagesetappen für mich eingeplant.

Kurzer Navi Check für den Tag

Die Freude mit dem schönen Wetter war dann kurz nach Greifswald wieder vorbei. Es wurde kalt und hatte angefangen zu tröpfeln. Diesmal hatte ich keine großen Faxen gemacht und einfach alles was ich hatte angezogen. Somit war mir schön warm und war gewappnet für den Tag.

Es wurde wieder ländlich und ich hatte wieder eine Strasse mit Grünstreifen vor mir. Der Himmel sah irgendwie schon wieder bedrohlich aus.


Der abenteuerliche Teil der Ostsee Tour

Aus der Strasse mit Grünstreifen wurde irgendwann ein Kopfsteinpflaster, dann ein Schotterweg…. und dann ein unbefestigter Matschweg. Mit meinem ungestümen Abenteuer Leichtsinn hatte ich mir die ersten Meter keine Gedanken gemacht. Wie schwer kann das schon sein. Ist ja topfeben, da werde ich auch durchkommen. Auf dem Navi sah ich dass in ca 1km eine Landstrasse kam. Tja, und dann ging alles doch ganz schnell. Trotz Schrittempo und Beine ausgestreckt ist mir das Vorderrad auf der Schmierseife weg und die Vespa lag voll im Schlamm. Motor ging aus und ich war geschockt. Das war wohl doch nicht so einfach wie Mountainbiken… Was wohl wenn der Motor nicht mehr angeht… und ich steh in der Pampa mit nem defekten Roller!?


Roller aufstellen und durchatmen.

Zum Glück war das wohl nur der sogn. Kippschalter von dem ich mal gelesen hatte. Der schaltet den Motor bei Sturz ab. Der Motor ging wieder an. Aber die schöne Vespa war ziemlich dreckig und hatte sicher Kratzer unter dem Dreck. Ich kann’s nicht anders sagen aber dann war ich doppelt doof, dass ich dachte ich fahr weiter, die 1km schaffe ich noch… die 1km haben sich ziemlich in die Länge gezogen.

Langsam, langsam fuhr ich weiter, bin noch 3 Mal “gestürzt” und habe etliche Male die Vespa aus der Schieflage gerettet. Das war gefühlt der Erzbergrodeo nur mit einer Vespa. Ich war fix und fertig, umdrehen konnte ich dann aber nicht mehr – ich hatte zu viel Angst vor dem was hinter mir lag. Schlimmer konnte es nicht werden… Ein paar hundert Meter bin ich durch ein Rübenfeld gefahren, dann kam endlich Grass auf den Matschweg und irgendwann nach einer Stunde Krafttraining im Matsch war ich an der Landstrasse. Dort war eine tiefe riesige Pfütze mit sauberem Wasser was ich benutzte um mich und die Vespa grob zu reinigen…

Zwischenfazit:

Yup, die Vespa hatte ein paar schöne Kratzer abbekommen. Ich hätte mich Ohrfeigen können!

Die Stimmung war danach ziemlich im Eimer. Der Schock sass doch tief. Normalerweise trällere ich immer den Quadrophenia Soundtrack vor mich hin um etwas Unterhaltung zu haben. Diesmal sass ich kilometerlang einfach nur da und Vollgas weg, weg, weg… einfach nur fahren. Um die Stimmung komplett auf die Probe zu stellen, musste ich dann auch noch auf Kopfsteinpflaster durch diesen stockdunklen Wald auf dem Bild oben. Ich bin ja noch nie im Dunkeln gefahren. Somit konnte ich zumindest mal das Licht der Vespa bewundern 🙂


Zivilisation: Uckermünde und Altwarp

Endlich mal eine kleine Stadt… Am Ortseingang von Uckermünde gab es endlich eine Tankstelle mit Waschanlage. Man soll zwar Hochdruckreiniger meiden, aber ich wollte einfach nur alles wegwaschen. Mit genügend Abstand liess sich der Schlamm leicht lösen, dass ich hoffentlich nicht irgendwelche Schmierfette rausgewaschen habe. Ich hatte noch die Regenhose an, komplett verschmiert, Hatte mich kurzerhand auch mit abgeduscht. Meine Jeans und Socken waren danach noch komplett trocken. Also Regenhose und Wanderschuhe sind top! 🙂

Nachdem der Dreck weg war konnte ich zwar die Kratzer deutlicher sehen, aber da konnte ich nun nichts mehr ändern. Muss ich unter “lessons learned” verbuchen. Ich fühlte mich frisch und sauber geputzt – endlich wieder auf schönen Strassen fuhr ich meine Tour weiter und bin noch raus nach Altwarp gefahren. Ein nettes kleines Dörfchen mit Hafen. Was ich erst später auf der Karte gesehen hatte. Das lag direkt an der polnischen Grenze. Cool, so weit bin ich gefahren 🙂

Den Hafen und Umgebung hab ich mir etwas angeschaut. Das tat nach den vorherigen Strapazen gut das ganze zu verdauen.

Dann kam sogar die Sonne raus und alles wurde wieder freundlicher.

Das war dann schon wieder ein paar km weiter bei Hafen Rieth (siehe Karte unten).

Meine Stimmung war wieder deutlich besser aber ich durfte nicht weiter trödeln. Schliesslich wollte ich rechtzeitig zum Deutschland – Ungarn Fussball EM Spiel um 18.00 in meiner Pension sein. Also die letzten paar Kilometer mit Vollgas und rasanten 45 km/h nach Rothenkempenow.


Ein herrlicher Abend in Rothenkempenow

Die Deutschen hatten gewonnen und ich hatte ein leckeres Schnitzel und ein Bier bekommen… Ausserdem war es nach dem Spiel super Wetter draussen. Also bin ich noch ein wenig raus zu einem ausgiebigen Spaziergang und habe mir Rothenkempenow und die umliegende Natur angeschaut. Was für ein schöner Abend – ein toller Ausgleich für den ansonsten nicht so gelungenen Tag.

Tag 5: Rothenklempenow – Berlin (194 km)

Eigentlich hatte ich mir für den Tag gar nicht so eine lange Etappe geplant aber nach der Episode vom Vortag hatte ich abends noch die ursprünglich geplante Route überprüft und ein paar potentielle “Gefahrstellen” umgeplant. Zudem kam ich im Laufe des Tages an eine Strassensperrung was mein Navi nicht wusste und ich dann die Umleitung übers Nachbardorf gefahren bin. Somit wurde das dann meine längste Etappe meiner Ostsee Tour bisher. Auf überwiegend guten Strassen war das aber kein Problem. Gibt mir die Gewissheit dass ich für zukünftige Touren auch mal gerne über 200 km pro Tag planen kann.

Das Wetter war klasse, die Strassen gut befahrbar, wenig Verkehr und schöne Landschaft, ja so macht das Spass!

Felder, Felder und nochmal Felder… ich war nun schon wieder zurück in Brandenburg, in der Uckermark.

Dorfidyll in Grimme mit schönem Fachwerkhaus und Dorfkirche.

Am Ortrand von Grimme gibt es ein schönes Lavendel Feld was ich mir noch unbedingt anschauen wollte. Sah toll aus mit dem Kornfeld und blauen Himmel im Hintergrund.

So viele Windräder in Brandenburg, vielleicht nicht hübsch aber halt sinnvoll.

Meine Ostsee Tour brachte mich auch durch Prenzlau am Unteruckersee. Dort machte ich eine kleine Pause und hab mir die Beine vertreten.

Kaum raus aus Prenzlau dann wieder diese ewigen Felder und Alleen.

Die leicht wellige Landschaft der Uckermark. Toll!

Bei dem Bild oben war ich dann schon wieder fast in Berlin drin wo ich ein paar Kilometer an einem hübschen Kanal entlang fuhr. Das Wetter war noch schön, ein schöner Ausklang der Ostsee Tour. Die letzten Meter in Berlin selbst waren gar nicht so schlimm. Vom Norden kommend bin ich doch ziemlich schnell Zuhause. Ausserdem fiel mir auf, dass ich es sogar ganz nett fand an der ein oder anderen Ampel zu stehen und dem bunten Treiben der Zivilisation in Berlin Mitte etwas zuzuschauen 🙂

Fazit – Ostsee Tour mit der Vespa:

Die Ostsee Tour war ein Erlebnis. Ich hatte mich so lange darauf gefreut und ich bin froh dass ich trotz wechselhaftem Wetter gefahren bin. Dennoch, die Kratzer an der Vespa hätte ich mir sparen können. Da war ich einfach doof – aber war eine Erfahrung. Einfach kein Risiko mehr eingehen! Ich werde auch nächstens noch mehr auf Details mit Kreisstrassen achten und vielleicht doch eher Landstrassen vorziehen. Kleiner ist nicht unbeding besser habe ich gemerkt.

Was noch sehr interessant war. Ich habe in den 5 Tagen erst wieder zurück in Berlin eine Vespa gesehen. Unterwegs kamen mir ein paar Simson Zweiräder entgegen – aber keine Vespa. Der nette Wirt aus Rothenklempenow der ein Faible für Motorräder hatte meinte er wolle sich noch meine Vespa genauer anschauen, weil: “So etwas sieht man hier nicht so oft”. Interessant… da war meine Vespa also richtig exotisch 🙂

Die nächste Reise die ansteht geht runter in den Odenwald, diesmal ohne Roller. 4 Wochen Mountainbiken und Wandern! Ich plane einen Reisebericht zu schreiben…


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