Mittelgebirge Vespa Tour
Mittelgebirge Tour mit der Vespa Primavera 50 Touring
Nach meinen ersten beiden tollen Mehrtages Touren dieses Jahr mit meiner coolen Vespa wollte ich diesen Sommer auf jeden Fall mal noch was “Größeres” machen. Ich wollte noch etwas länger unterwegs sein, die Tagesetappen sollten länger sein und ich wollte etwas im Ausland fahren. Außerdem wollte ich mal etwas Höhenluft schnuppern, sprich versuchen wie ich mit der kleinen Vespa steile Anstiege schaffen würde…
Mittelgebirge Vespa Tour – Inhaltsverzeichnis
Nachdem der Bericht sehr lange geworden ist, hier die einzelnen Tage als Kapitel mit Links die zu dem jeweiligen Tag führen. So kann man das denke ich bequem lesen:
Tag 1: Berlin – Wolmirstedt (Elbe, Tangermünde)
Tag 2: Wolmirstedt – Spiegeltal im Harz (Niedersachsen, erste Berge, Harz)
Tag 3: Spiegeltal im Harz – Eisenach (Harz, Niedersachsen, Thüringen, Wartburg)
Tag 4: Eisenach – Schalkau (Rhön, Bayern, Thüringen)
Tag 5: Schalkau – Höchst im Fichtelgebirge (Thüringer Wald, Frankenwald, Fichtelgebirge)
Tag 6: Höchst im Fichtelgebirge – Pobershau (Tschechien, Vogtland)
Tag 7: Pobershau – Schirgiswalde bei Kirschau (Erzgebirge, Tschechien, Sächsische Schweiz)
Tag 8: Schirgiswalde bei Kirschau – Spremberg (Sachsen, Görlitz, Polen, Spreewald, Lausitz)
Tag 9: Spremberg – Berlin (Spreewald, Lübben, Berlin)
Mittelgebirge Vespa Tour – Planung
Geplant war die Tour für 9 Tage und 1723km. Was ich als normalerweise Zugfahrer ganz vergessen habe: Im Sommer werden gerne mal Strassenbauarbeiten gemacht. Somit habe ich unzählige Strassensperrungen und Umleitungen auf der Tour gehabt. Damit wurden es letztendlich gefahrene 1803km. Höchster Punkt war 878 Hm im Harz. Ich bin durch wunderschöne Landschaften auf tollen kleinen Strassen gekommen. Wahnsinn was man so an einem Tag alles sehen kann. Ich hätte mir ab und an fast einen Tag Pause gewünscht um das Alles was ich gesehen hatte besser verarbeiten zu können. Aber dafür habe ich ja jede Menge Bilder für schöne Erinnerungen gemacht und schreibe das nun alles in dem langen Reisebericht nieder.
Kleines Video an versch. Tagen während der Fahrt aufgenommen
Zusätzlich zu den Bildern wollte ich mal noch etwas Videomaterial von der Tour aufzeichnen. Dazu habe ich mein altes Handy nochmal rausgekramt und mit einer Handschlaufe versehen. So konnte ich einigermassen risikoarm einarmig fahren, mit der linken Hand filmen und doch schnell die Hand an den Lenker nehmen und das handy baumeln lassen wenn nötig. Letztendlich habe ich das aber dann doch nur am Anfang der Tour gemacht. Für die nächste Tour muss ich mir ne geschicktere Videolösung ausdenken 🙂
Tag 1: Berlin – Wolmirstedt (213 km)
Wie gewohnt bin ich wieder Sonntag morgens los. Nicht nur um entspannt aus Berlin rauszukommen, sondern auch weil mich die erste Etappe auf einer Bundesstrasse über die Elbe gebracht hat. Das war ein Nadelöhr wo ich ohne LKWs im Rücken durch wollte – hat gut geklappt.
Bei warmen, leicht bewölktem Wetter bin ich durch gewohnt flache Landschaften Richtung Westen gefahren. Auf Nauen war ich gespannt.
Nauen war in der Tat eine schöne kleine Stadt. Bin ein wenig kreuz und quer durch die Einbahnstrassen gefahren und hab mir schnell die Altstadt angeschaut. War eine sehr ruhige friedvolle Stimmung an dem Sonntag morgen.
Typisch für Brandenburg die weiten Felder, schöne Alleen und viele Windräder.
Rathenow
Rathenow hatte ich bei der Planung gar nicht so auf dem Radar. Eigentlich wollte ich nur durchfahren, sah dann aber links ein Schild zum Wasser. Mit kurzer “Chicagowende” umgedreht und wurde echt überrascht. Total schöne Ecke an der Havel. Kleine Promenade, Bootchen vor Anker und eine Kirche im Hintergrund.
Das war mein einziger unbefestigter Weg auf der gesamten Tour. Grund dafür war die erste Vollstrassensperrung bei “Schmetzdorf”, die mich auf einen Umweg gebracht hatte. Der Boden war total trocken, dass ich mich darauf eingelassen hatte. Nach meinem Abenteuer von der letzten Tour war ich diesmal nicht ganz so leichtsinnig und übermütig. Es war aber auch eh so langsam Zeit eine Mittagspause zu machen. Da hat sich der Ausflug in die Natur angeboten um einen Stopp einzulegen. Nach ein paar hundert Metern wurde aus dem Weg eine kleine Strasse – alles gut gegangen diesmal! 🙂
Tangermünde
Zwischenzeitlich bin ich dann durch das B188 Nadelöhr über die Elbe gefahren wo direkt auf der anderen Seite das kleine schöne Städtchen “Tangermünde” direkt am Wasser liegt. Da war an dem sonnigen Sonntag ziemlich viel Trubel. Ich hab nur kurz die Vespa abgestellt und bin ein wenig an der Promenade entlang, wollte aber mein Gepäck nicht zu lange unbeaufsichtigt lassen. Trubel habe ich in Berlin genug, also nichts wie weiter in Richtung Wolmirstedt.
Bei einem kleinen Dorf namens “Rogätz” habe ich nochmal an einem kleinen Fährhafen angehalten. Ich musste nicht rüber, wollte es nur anschauen. Schade, das sah echt sehr nett aus. Das wäre eigentlich eine schöne Alternative zur B188 Brücke gewesen…Nun denn, weiss ich für’s nächste Mal 🙂
Wolmirstedt
Kurze Zeit später kam ich dann in Wolmirstedt an. Ein Anruf mit einer zentralen Garni-Hotel-Rezeption hat mich dann mit meinem Zimmerschlüssel beschert und ich konnte endlich ins Zimmer und meine Klamotten ausziehen. Ich war deutlich zu warm angezogen…. Unten an einem angrenzenden Restaurant sassen 2 irische Ehepaare, die da wohl schon den ganzen Tag sassen. Eigentlich mag ich ja den irischen Dialekt aber das war alles deutlich zu besoffen und zu laut. Bin also schnell los, hab noch ein weiteres Restaurant gefunden, Matjes gegessen, Bier getrunken und den Abend schön in einem Park verbracht.
Tag 2: Wolmirstedt – Spiegeltal / Harz (171 km)
Kaum losgefahren hab ich im Nachbardorf “Elbeu” schon wieder gleich angehalten. Wie cool, die Strasse führte unter einem Elbkanal durch. Man konnte über viele Stufen hoch auf den Art Damm steigen und da oben verläuft der Kanal. Hat man auch nicht jeden Tag…
Es blieb erstmal noch ziemlich eben, viele Felder, etc.. kannte ich bereits alles. Aber heute sollte es ja noch bergig werden.
Yes! Da hinten am Horizont konnte ich endlich Berge erkennen.
Nettes kleines Dorf “Ohrsleben”.
In Berlin lebt man ja schon irgendwie gefühlt im letzten Zipfel Deutschlands. Somit freut es mich jedes Mal ein wenig, wenn ich wieder “Westdeutschland” betrete und etwas Näher dran bin an der alten Heimat. Die kleine Brücke hat mich also nach Niedersachsen gebracht.
Auch in Niedersachsen gibt es viel Landwirtschaft.
Eine wunderschöne ewig lange Allee mit alten Bäumen. Die Berge kamen immer näher!
Was für ein Schmuckstück meine Vespa! 🙂
Die Innerstetalsperre. Ich war im Harz angekommen!
So krass, morgens bin ich noch unter dem Elbkanal durch und über topfebene Landschaften gefahren und nun war ich in herrlichster bergiger Landschaft im Harz angekommen.
Das war meine Pension für die Nacht “Pension Sonneck“. Was für eine Oase der Ruhe. Dazu eine nette Wirtin die mich begrüßte und mir mein Zimmer gezeigt hat.
Ich bin vor und nach dem Abendessen noch ein wenig ins angrenzende “Grumbachtal” spaziert und habe den herrlichen Abend genossen. Wie im Urlaub! 🙂
Tag 3: Spiegeltal / Harz – Eisenach (202 km)
Was für ein liebevoll zubreitetes Frühstück. Die hatten sogar glutenfreie Brötchen für mich aufgebacken.
Es ist eigentlich immer schön morgens früh loszufahren. Umso schöner wenn wie an diesem Tag, ich den Tag gleich in der schönen Natur starten durfte.
Das war in der Tat die Silhuette vom Brocken da vor mir. Mein Weg führte mich zwar nicht dorthin – aber schön den zumindest aus der Ferne zu sehen.
An dieser Brücke musste ich dann doch anhalten und ein paar Fotos machen. War glaube ich eine Eisenbahnbrücke. Muss schön sein da mit dem Zug durchzugondeln.
Leider sieht der Wald im Harz auch echt gruselig aus. Man kann da fast nicht mehr von Wald sprechen. Das sind nur noch Baumgerippe die da in der Landschaft stehen.
Was für eine Hitze!
Mittlerweile war ich nun schon auf 800Hm geklettert. Und das in brütender Hitze bei über 30 Grad. Nachdem ich da mit ca 20km/h ohne nennenswerten Fahrtwind hochgeschlichen bin, wurde es mir zuviel und ich habe meinen dicken Motorrad Hoodie ausgezogen. Vorne hingepackt und bin von nun an nur noch im Tanktop gefahren. Was für ein game-changer. So leicht und luftig, ein Wahnsinnsgefühl! Ja, es ist nicht ganz sicher aber ganz ehrlich, auf dem Mountainbike trage ich auch nur ein leichtes shirt und fahre schneller irgendwelche fiesen Wege runter. Also, wird schon gutgehen!
Und es ging noch höher – der höchste Punkt der Tour von 878 Hm hatte ich an diesem Tag. Auch da oben war es gut über 30 Grad Hitze…
Schöne kurvige abwechslungsreiche Strassen.
Letztes Dorf in Niedersachsen, danach ging es nach Thüringen rüber.
Der Weg nach Eisenach brachte mich durch tolle Landschaften. Wiesen, Felder und Wäler. Schön abwechslungsreich, kurvige Strassen und immer ein wenig hoch und runter. Das alles bei schönem Wetter. Klasse!
Die Wartburg
Und dann endlich die Wartburg im nordwestlichen Zipfel vom Thüringer Wald. Wenn man mit dem Zug von Berlin nach Frankfurt fährt, kommt man da immer in der Ferne daran vorbei. Daher wollte ich mir das eines Tages mal aus der Nähe anschauen. Um da näher hinzukommen mussten die Vespa und ich aber erstmal die 13% Steigung hoch. Mit flotten 16-17km/h haben wir den Berg erstürmt 🙂
Diese Kopfsteinpflaster Strasse hat mich dann nach einer Parkschranke direkt unter die Wartburg gebracht. Einen besseren Blick hatte ich wegen all den Bäumen auch nicht und rein wollte ich nicht gehen da ich ja noch mein ganzes Gepäck auf der Vespa hatte. Nun denn, nun habe ich die Wartburg mal gesehen…also wieder die 13% runter gefahren und in meine Pension eingecheckt.
Tag 4: Eisenach – Schalkau (216 km)
Nach einem schönen Frühstück ging es los in Richtung Thüringer Wald und weiter durch die Rhön. Als ich gerade von der Pension losfahren wollte, gab mir der Hausherr noch eine Rolle mit tibetanischen Gebetsflaggen. Ich solle doch irgendwo eine schöne Stelle dafür finden, ein Photo machen und es ihm schicken. Das war ja lieb. Also hatte ich noch ein Photoprojekt für meine Tour…
Der Weg raus aus Eisenach war nicht sehr hübsch. Zudem hatte es plötzlich angefangen leicht zu nieseln…Was war denn jetzt plötzlich mit dem Wetter los? Bin jedoch im Tanktop weitergefahren in der Hoffnung, dass sich das bald legen würde… Yup, und so war es dann auch.
Dann wurde es landschaftlich schöner und bin an der Werra entlang gefahren.
Schöne Dörfer entlang der Strasse.
Durch Felder, Wiesen und Schafherden.
Die Strassen waren nun ziemlich nass. Anscheinend hatte es hier mehr als nur ein wenig genieselt.
Um die Mittagszeit war ich an dem Schloss Sinnersberg was ich mir auf der Karte markiert hatte. Eigentlich dachte ich, ich setze mich da schön in den Park und mache Pause. Leider hatte der Nachbar andere Pläne und hatte irgendwas laut gesägt, geschliffen, gehandwerkert. Das war nicht das friedliche Idyll wie ich mir vorgestellt hatte. Also weiter…
Die Rhön
Ein paar wenige Kilometer später fand ich dann einen verlassenen Wanderparkplatz mit Blick über die Rhön und ‘ner kleinen Bank wo ich mein Gourmetmahl anrichten konnte.
Da stand gerade ein guter Pfosten wo ich meine Kamera in Richtung Rhön Panorama draufstellen konnte 🙂
Auch in der Rhön ging es gut bergauf. Das war so mit den 705 Hm der höchste Punkt an dem Tag.
Weite Strecken durch die Rhön bin ich durch Bayern gefahren. Am Ende des Tages ging es jedoch zurück nach Thüringen zu meiner Pension. Hier an der ehemeligen Grenze einmal wieder eines der vielen Schilder die auf die damals endende Teilung Deutschlands aufmerksam machen.
Auf den letzten Kilometern hatte ich echt noch Angst dass ich in ein Unwetter reinkommen würde. Die Wettervorhersage schwankte zwischen Gewitter und Sonnenschein. Mit den Wolken da hinten wusste ich echt nicht – die waren schon richtig dick, wenn auch nicht sonderlich dunkel. Mit Vollgas hatte ich meine Pension erreicht und bis zum Abendessen auf deren Terasse hatten sich alle Wolken in Nichts aufgelöst. Wieder ein Tag geschafft!
Tag 5: Schalkau – Höchst im Fichtelgebirge (191 km)
Von Schalkau aus ging es nach Richting Steinach was so grob am südöstlichen Zipfel vom Thüringer Wald liegt. Wir waren da letztes Jahr zum wandern und um ein Mountainbike Rennen anzuschauen. Aus Steinach kamen bis in die 60er Jahre Schiefergriffel und Tafeln. Typisch für die Region in der Gegend sind die mit Schieferschindeln verkleideten Häuser. Dieser Dorfplatz in “Meschenbach” mit dem toll verzierten Haus sah im Sonnenschein super schön aus!
Eines der nächsten Dörfer mit den typisch grauen Fasaden.
In Steinach. Wie vielerorts wurde der Skilift mittlerweile im Sommer für’s Downhill Mountainbiken umfunktioniert. Das hat Steinach mittlerweile einen festen Platz in der IXS Downhill Serie gesichert.
Vor dem Schiefermuseum in Steinach.
Der Landkreis Sonneberg wurde ja leider letztes Jahr unrühmlich in den Nachrichten bekannt. Nun denn, ich habe nicht angehalten, einfach durchfahren und auf die Vernunft der Menscheit hoffen!
Der Frankenwald
Mittlerweile war ich dann wieder in Bayern, diesmal im Frankenwald. Was für eine wunderschöne Landschaft dort!
Die verlassene Strasse hatte sich durch ein kleines Tal gezogen und ging dann in ein paar Serpentinen den Berg hoch. Mega!
Was für ein Ausblick!
Und auf der anderen Seite des Berges ging es genauso schön weiter, wieder durch ein Tal an einem Bach entlang.
Ideal um eine Pause zu machen. Ich bin morgens noch in einem kleinen Dorf beim Landmetzger vorbei, sodass es heute zur Abwechslung mal keine Ölsardinen gab.
Strassensperrungen und Umleitungen
Wie eingangs erwähnt hatte ich auf der gesamten Tour des öfteren mit Streckensperrungen und Umleitungen zu kämpfen. Ich hatte jedoch auch schon die Erfahrung gemacht, dass wenn ich das ignoriere und dann an den Anfang der Baustelle kam, ich auch einfach durchfahren konnte. Durchfahrt verboten, egal, ich bin ein Rebel. Augen zu und durch und nach wenigen Metern kam wieder normale Strasse. Besser als ewig lange Umleitungen auf fiesen Bundesstrassen. Tja so dachte ich hier auch. Die Strasse war eigentlich gesperrt, führte kilometerlang durch ein Tal den Berg hoch und sah eigentlich gut aus.
… bis es dann so aussah. Ich bin ja lernfähig und wollte die Vespa nicht mitten in der Pampa auf ner Strecke die eigentlich eh gesperrt war durch die Baustelle den Berg hoch heizen… Half also alles nichts, ich musste die ganze Strecke zurück und umplanen.
Die wenigen Kilometer auf der Bundesstrasse waren dann gar nicht so schlimm und ich habe dann nen schönen Weg im parallel verlaufenden Tal den Berg hoch gefunden.
Der Zechteich bei “Marienweiher” lag dann schon wieder auf meiner originalen Route. Sehr ruhig und friedvoll dort. Da konnte ich mir ein wenig die Beine vertreten und den Rücken durchbiegen.
Das Fichtelgebirge
Yeah, Ich war nun so langsam im Fichtelgebirge. Wollte ich auch schon immer mal sehen.
Es blieb bergig bzw. hügelig aber die Landschaft hatte sich geändert. Es gab mehr Felder, Wiesen und kleinere Waldabschnitte.
Dieser Schotterweg war das Resultat einer weiteren Strassensperrung. Der legale Schotterweg hat mich dann zurück auf meine originale Route gebracht. Sieht ganz schön bayrisch aus finde ich.
Kurz vor meinem Tagesziel “Höchst im Fichtelgebirge”. Eine frisch gemähte Wiese – hat so schön nach Sommer gerochen 🙂
Nach dem Abendessen noch ein kleiner Spaziergang durch das Dorf. Noch ne kleine Anekdote zu meinem Abendessen Erlebnis: Einzige Essensmöglichkeit in dem Dorf war der Grillabend der Gaststätte nebenan. Ich war viel zu spät dran und hab fast nichts mehr zu Essen bekommen. Weil der eine Tisch voll war bin ich am Stammtisch gelandet und habe mich dann da blendend mit einer älteren Frau unterhalten. Als ich anderen Nachzüglern erklären wollte, warum ich als Nicht-Höchster an deren Stammtisch sitze meinte die ältere Bayerin nur “Wer sitzt der sitzt” Was für ein cooler Spruch – fand ich so herzlich von Ihr! Da musste ich gleich noch ein Bier bestellen 🙂
Tag 6: Höchst im Fichtelgebirge – Pobershau (185 km)
Die heutige Route brachte mich zum ersten Mal mit der Vespa ins Ausland, ein paar Kilometer durch Tschechien. Nachdem an dem kleinen Zulassungskennzeichen für 50ccm kein Länderverweis drauf ist brauchte ich offiziellerweise so ein EU genormtes D Kennzeichen. Das Ding ist aber so groß genormt, dass es nicht irgendwo auf die Vespa gescheit drauf passt. Daher habe ich es nun cool auf meine Tasche geklebt. Ob das nun EU konform ist…? Egal – letztendlich hat es den gesamten Trip niemand gestört. Also los ging es in den wilden Osten und ins Erzgebirge.
Mensch hatte ich ein Glück mit dem Wetter. Was für ein Gefühl morgens bei schöner frischer Luft durch schöne Landschaften auf kleinen einsamen Strassen dem gefühlten Abenteuer entgegen zu gondeln.
Abwechslungsreiche Landschaften und kleine Dörfer kurz vor der Grenze.
Das war dann nun bereits in Tschechien und große Überraschung… es sieht genauso aus wie in Deutschland 🙂 Am Grenzübergang gab es etwas Verkehr und ich musste durch eine Allee von Tankstellen und billig Krimskrams Läden durchfahren. Aber nach wenigen Kilometern war ich in der schönen Natur.
Das Vogtland
Die Gegend dort heisst Vogtland. Ich muss gestehen das hatte ich vorher nie gehört. Ich wollte ja ins Erzgebirge…aber Erzgebirge ist teilweise im Vogtland sagt mir Wikipedia. Wieder was gelernt.
Es blieb auf jeden Fall auch im Vogtland schön hügelig. Das steilste was ich mal hoch durfte war laut einem Schild 17%. Da konnte ich jedoch kein Photo machen. Bei 17% kam ich so mit 12km/h hoch. Da war es schon fast schwierig das Gleichgewicht zu halten. Hier mal bei 15% den Berg runter – da hat die schiere Schwerkraft gegen die 45km/h Drosselung gekämpft und der Tacho hat sich gefühlt überschlagen 🙂
Talsperre Muldenberg
Hier wurde es mir sogar etwas frisch und ich habe für kurze Zeit mein langes T-Shirt übergezogen.
Diesmal die Talsperre Eibenstock bei “Neidhardsthal”. Naja, den Abstecher hätte ich mir fast sparen können… war halt wieder ein schöner Stausee. War ich etwa schon gesättigt von all den schönen Dingen die ich gesehen hatte?
Das hier war ziemlich überraschend. Musste ich später recherchieren was das war. Das ist das Schloss Schwarzenberg in Schwarzenberg in Sachsen. Ziemlich imposant da oben am Hang gelegen.
Von Schwarzenberg aus hatte Ich noch eine Strecke von ca 60km vor mir – hab aber kein Bild mehr gemacht. Dafür hier noch eins von meinem Zimmer in der tollen Pension “Waldeck“. Beim Check-In meinte die Dame schon ich solle mich nicht wundern. Die mussten spontan umplanen und somit habe ich irgendwie die “Präsidentensuite” mit großem Balkon bekommen 🙂 Beim Abendessen hat die Bedienung eine Playlist von den Schürzenjägern auf Dauerschleife laufen lassen. Den Smashhit “Sierra Madre” kennt man von jedem Volksfest. Nachdem ihre”Best-of” collection zum 3ten Mal angefangen hatte zu spielen, fragte ich die Bedienung freundlich ob sie nicht was anderes hat… dann gabs Radio. Vielleicht hätte ich nichts sagen sollen.
Tag 7: Pobershau – Schirgiswalde bei Kirschau (220 km)
Heute am Tag 7 war volles Programm. Ich hatte bei der Planung schon von dieser traumhaften Strasse im Erzgebirge gelesen und war echt gespannt. Dann hatte ich noch 2 Strecken durch Tschechien eingebaut, sowie noch einen Stopp in Rathen in der Sächsischen Schweiz. Das alles auf 220km. Wetter sah mega aus…los gings!
Wunderschönes Wetter – Wieder ein toller Morgen.
Das sah schon alles ziemlich nice aus. Aber das war ja erst das Vorprogramm, der Weg zu der berühmten Erzgebirgsstrasse.
Wow, war das eine tolle Strecke! Auf der einen Seite Felsen und auf der anderen Seite die Grenze zu Tschechien entlang dem kleinen Fluss “Natzschung”. Einziges Ding war, es gab echt kaum eine Möglichkeit anzuhalten. Hier hatte ich mal die Möglichkeit. Wie das Glück es wollte stand auch gerade das Licht wunderbar mit dem Felsen beleuchtet und der kurvigen Strasse im Vordergrund.
Wenn ich schon im Erzgebirge war musste ich das Photo hier mitnehmen. Die große Pyramide steht in “Deutscheinsiedel” kurz bevor es rüber nach Tschechien ging.
Das hier war die Talsperre Fleyh in Tschechien. Auf dem kleinen Parkplatz davor standen ein paar Motorradfahrer mit ihren schweren Maschinen. Als ich da anrollte und abgestiegen bin, kam ein junger Mann in meinem Alter zu mir rüber und war ganz an meiner “Maschine” interessiert. Dann kam noch seine Frau dazu. Die fanden mein entschleunigtes Reisen wohl ganz erfrischend. War echt ein tolles Erlebnis. Gibt auch nette Motorradfahrer 🙂
Mittlerweile hatte sich der Himmel etwas zugezogen und es ging durch karge Landschaft in Richtung “Nové Město”. Nicht zu verwechseln mit “Nové Město na Moravě”, ein berühmter Austragungsort für Mountainbike Rennen.
Wieder ein unspektakulärer Grenzübergang zurück nach Deutschland.
Das Photoprojekt “Tibetanische Gebetsflaggen”
Und dann war da ja noch dieses Photoprojekt vom dem netten Wirt aus Eisenach mit den tibetanischen Gebetsflaggen. Tage zuvor hatte ich das gute Stück einmal in einem Pensionszimmer ausgewickelt um zu schauen wie lang das Ding ist… war schon ein paar Meter. Ich konnte aber natürlich nicht irgendwo an einer schönen Strasse anhalten und das Ding an Leitplanke und Baum besfestigen…daher kam mir dann die Idee das an meinem heutigen Rastplatz an dem Baum und einem Ast auf dem Boden (hinter der Vespa) zu befestigen. Nun denn… ich hab mein Bestes gegeben 🙂
Mal wieder ein Stoppelfeld. Das hatte ich schon lange nicht mehr!
Die Sächsische Schweiz
Ich war in der Sächsischen Schweiz angelangt. Die Silhuette von dem Berg Königstein war eindeutig erkennbar!
Der Abstecher nach Rathen an der Elbe mit der Basteibrücke war zwar etwas ein Umweg aber ich wollte mir das nochmal anschauen. Meine Frau und ich hatten das Glück uns zwischen den ersten Corona Lockdowns 2020 für ein paar Tage in Rathen in ein Fereienhaus einzuquartieren um der Enge in Berlin zu entkommen. Da konnten wir uns die Basteibrücke und Umgebung menschenverlassen anschauen.
Das Bild zeigt es nicht, noch Minuten vorher sind da Heerscharen von Menschen den Weg runter geströmt um auf die kleine Fähre zu kommen… Wow, so sieht es da also in der Hauptsaison nach Corona aus. Die Sandsteinformationen sind schon beeindruckend aber ich war froh dass ich weiter konnte.
Bei Königstein bin ich etwas an der Elbe entlang gefahren und bei Bad Schandau auf der Brücke rüber gefahren.
Dann bin ich ein paar Kilometer das Kirnitzschtal durchgefahren. Die ersten 4 Kilometer oder so verliefen da auch Gleise von einer Strassenbahn. Das war ein etwas bizarres Erlebnis wo plötzlich die Strassenbahn auf meiner Fahrbahnseite auf mich zu kam. Darauf muss man erstmal gefasst sein!
Endlich kam die Endstation der Strassenbahn. Das war auch das Ende der Wanderer auf der Strasse und ich war wieder ziemlich alleine.
Dann ging es nochmal nach Tschechien rein. Hier der Marktplatz von Šluknov (Schluckenau). Zuvor hatte ich noch getankt und muss zu meiner Schande gestehen, dass ich entdecken musste dass Tschechei keinen Euro hat… Oups – Bildungslücke! Aber das Benzin war billig.
Schon wieder Strassensperrung
Kurz vor meinem Ziel wieder eine Vollsperrung. Mein Navi hatte das irgendwie anders auf dem Schirm. Auf dem Navi nachgeschaut und mit einer Strasse parallel sollte ich wohl weiterkommen. Als ich da hinkam stand da “Durchfahrt verboten. Ausgenommen Busse”. Oh Mann…In dem Augenblick war meine Vespa dann halt ein Bus! Mit dem kleinen Regelverstoss kam ich in meiner Pension “Thürmchen” an.
Tag 8: Schirgiswalde bei Kirschau – Spremberg (176 km)
Das war das Hotel Thürmchen am frühen Morgen. Abends zuvor waren da zwei Veranstaltungen wo wieder laut Schlager liefen. Ich glaube nach der Tour brauch ich ne Spotify Schlager Playlist. Weckt sicher schöne Reiseerinnungen 🙂
Heute ging es durch Sachsen, Polen und als Ziel Brandenburg. Als Highlight für den Tag war Görlitz geplant.
Ortseinfahrt nach “Löbau”. Naja das sah schon etwas trostlos aus.
Die kleinen Strassen waren dementsprechend. Krass wenn man so den Gegensatz von bayrischen Landstrassen kurz davor hatte. Der hinterste Zipfel von Sachsen ist echt ne andere Welt.
Aber zumindest gab es schöne Sonnenblumen 🙂
Schöne Landschaft kurz vor Görlitz.
In dem alten Gebäude, dem leerstehenden Kaufhaus von Görlitz wurden Teile des Wes Anderson Film “The Grand Budapest Hotel” gedreht.
Hotel Schwibbe in Görlitz. Meine Frau und ich haben da mal vor Jahren ein langes Wochenende verbracht.
Polen
Eine lange Strecke an dem Tag ging durch die polnischen Wälder. Schöne natur links und rechts aber leider musste ich feststellen, dass da sehr viel Müll in den Strassengräben lag. Das Bewusstsein wie man verantwortungsvoll mit seinem Müll umgeht ist in Polen wohl ein anderes – Schade!
Mal wieder Ölsardinen zum Mittagessen. Dazu Aprikosen und Salami Sticks 🙂
Echt tolle Natur in Polen.
Grenzübergang zurück nach Deutschland an dem Fluss “Lausitzer Neiße”.
Ich krieg nen Vogel, wieder eine Vollsperrung 🙂
So kam ich jedoch an dieser schönen Stelle bei der “Großen Spree” raus. Wenige Meter dahinter verlief dann eine Brücke über die “Kleine Spree”. Wusste ich auch nicht dass es die in Groß und Klein gibt. Ich war also in der Region Spreewald in der Lausitz angekommen. Hatte zwar nichts mit Gebirge zu tun, sind aber beides auch so Regionen von denen ich oft gehört hatte und kein Bild davon hatte. Wenige Kilometer später kam ich an meinem letzten Hotel der Tour in Spremberg an.
Tag 9: Spremberg – Berlin (228 km)
Den Abend zuvor hatte es noch sehr stark geregnet und gewittert. Krass, die Tage zuvor eine Hitzewelle und nun war es plötzlich richtig frisch. Es war trocken als ich losfuhr aber ich hatte alles an was ich dabei hatte.
Aber da hinten war ja schon blauer Himmel zu sehen!
Den Stopp hatte ich mir eingeplant. Dieses Highlight wollte ich mir schon anschauen. Das Stonehenge von Pritzen am Altdöberner See.
Etwas künstlerisch mit Reflektion
Die Sonne kam raus. Ich muss sagen ich hatte keine große Erwartung an den Tag nach all den tollen Mittelgebirgslandschaften. Aber das war echt schön dort im Spreewald.
Ein kurzer Stopp in Lübben. Gegenüber von dieser Stelle war ein großer Platz mit unzähligen Ständen wo man Spreewald Gurken in allen Möglichen Variationen konsumieren und als Souvenirs kaufen konnte 🙂
Am letzten Tag der Reise wollte ich noch einen schönen Rastplatz finden. Der am Tag davor war bei dem trüben Wetter nicht so toll. So wollte ich die Tour nicht beenden. Und ich hatte Glück. Ein Feldweg ab von der Strasse brachte mich zu dieser kleinen Lichtung wo ich schön auf den Baumstämmen sitzen konnte.
Ein letzter Fotostopp am Köthener See.
Ich kam vom Süden nach Berlin rein. Somit fuhr ich durch Neukölln und Kreuzberg durch und an dem Kottbusser Tor als Highlight vorbei. Was für ein krasser Gegensatz zu den Tagen zuvor. Da wusste ich wieder dass ich zurück in der Hauptstadt bin! 🙂
Fazit: Mittelgebirge Vespa Tour
Zuerst Mal…wer bis hierhin gelesen hat. Kudos! Danke für’s Lesen und Deine Zeit! Es ist dann doch sehr viel geworden. Was für ein Erlebnis insgesamt. Ich habe während der Tour so viele Gegenden gesehen und erlebt die ich schon immer auf dem Radar hatte aber noch nie dort war. Mit der kleinen Vespa auf maximalen 45km/h und bergauf weit langsamer sieht man einfach so viel. Die paar Interaktionen mit den Menschen unterwegs waren total interessant. Ich konnte die krassen Gegensätze von Bayern zu Sachsen sehen und Eindrücke von Teilen aus Tschechien und Polen sammeln. Landschaftliches Highlight war denke ich die Strasse im Erzgebirge an Tag 7 und sonst natürlich der Spruch der älteren Dame im Fichtelgebirge “Wer sitzt der sitzt” 🙂
In dem Sinne…bis zur nächsten Tour!
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